19. September 2001
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy

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Presseerklärung

Zehn Tibeter in Nepal wegen mangelnder Reisedokumente ins Gefängnis geworfen

Am 20. August 2001 nahm die nepalesische Polizei in einem Restaurant in Boudhanath, Kathmandu, zwei Mönche fest, weil diese nicht die notwendigen Aufenthaltsdokumente vorweisen konnten. Zwei Tage später wurden acht tibetische Studenten/-innen von dem nepalesischen Sicherheitspersonal in Thangkot, dem größten Checkpoint an der Grenze zu Indien, festgenommen, weil sie ebenfalls keine Reisedokumente hatten. Diese Studenten gedachten, nachdem sie ihre Ausbildung in Indien absolviert hatten, durch Nepal nach Tibet zurückkehren.

Die chinesische Obrigkeit in Tibet schreibt für die Ausreise aus Tibet dreierlei Dokumente vor, die teuer und schwierig zu beschaffen sind. Tibeter, die nach Indien reisen wollen oder von Indien zurückkehren, werden im allgemeinen staatlicherseits mit Argwohn betrachtet, weil sie mit der "Dalai Clique" assoziiert sein und "spalterische" Ideen mitbringen könnten. Die meisten verlassen daher Tibet ohne offizielle Erlaubnis und besitzen folglich auch nicht die notwendigen Dokumente zur Einreise nach Nepal. Trotz der ungeheuren Gefahr durchqueren jedes Jahr viele Tibeter Nepal auf ihrem Weg nach Indien, um Verwandte aufzusuchen, mit dem Dalai Lama zu sprechen, Schulen zu besuchen oder um der Verfolgung durch die Chinesen zu entfliehen.

Am 23. August 2001 verhängte die dem Innenministerium unterstehende nepalesische Einwanderungsbehörde über alle zehn Tibeter enorme Geldstrafen und drohte ihnen im Falle von Nichtzahlung mit 10 Jahren Gefängnis. Den acht Studenten wurden Geldstrafen von $1365 auferlegt, sowie eine zusätzliche Strafe von 20.000 NRs. (Nepalesische Rupien) für illegales Überschreiten der Grenze, also insgesamt 121.897 NRs. pro Person.

Die zwei tibetischen Mönche wurden sogar noch härter bestraft. In dem Urteil heißt es: "Ihr Betreten nepalesischen Territoriums ohne Visum und gültige Reisedokumente ist nach Abs. 3(1) des Foreign Regulation Act mit $2215 (= NRs. 165.349) und nach Abs. 10(4) mit einer zusätzlichen Summe von NRs. 40.000 strafbar. Ihnen wird daher befohlen, NRs. 205.349 hinzulegen, wobei Sie im Falle von Nichtzahlung nach Abs. 53 und 38(4) mit einer Haftstrafe von 10 Jahren zu rechnen haben.

Angesichts der Tatsache, daß ein normales Jahresgehalt in Nepal rund NRs. 30.000-60.000 beträgt, erscheinen diese Strafen extrem hoch. Und da es hier ja um Studenten und Mönche ohne Einkommensquelle geht, liegt es auf der Hand, daß sie keine Mittel haben, um so gewaltige Geldstrafen zu zahlen. Alle zehn Tibeter wurden daher ins Gefängnis geworfen. Sie sollen sich, wie verlautet, in dem größten Gefängnis Kathmandus in Dili Bazaar befinden. Indessen versuchen Vertreter der tibetischen Exilregierung in Nepal, das UNHCR, und die US Botschaft bei den nepalesischen Behörden zu intervenieren, um sie so bald wie möglich frei zu bekommen.

Die zwei Mönche (Sonam Lama und Sechya Lama) lebten früher im Sera Kloster in Indien. Die acht Studenten aus Amdo, die in Indien zur Schule gingen, sind: Sangye Dhondup (19), Lobsang Dorjee (19), Dorjee Tashi (21), Drukar (26), Tenzin Yangzom (19), Sheri Tso (23), Tsepel (25) und Kyizom (22). Kyizom befindet sich gerade zur Behandlung eines Herzleidens unter Bürgschaft im Tibetan Reception Centre und wird, sobald ihr Zustand sich gebessert hat, der Einwanderungsbehörde überstellt.

Diese Art der Festnahme und Bestrafung scheint eine neue Phase der Drangsalierung durch die Nepalis zu sein. Der erste bekannt gewordene Fall ereignete sich vor 14 Monaten. Am 22. Juni 2000 wurde Gendun Samten, ein Mönch aus Rebkong, Amdo, von nepalesischen Sicherheitskräften in Jiri festgenommen und in ähnlicher Weise wegen Fehlens der Aufenthaltspapiere belangt. Von Gendun Samten wurden zuerst $675 (NRs. 50.000) gefordert; weil er die Summe jedoch nicht aufbringen konnte, wurde er eingesperrt. Nach einigen Monaten bot man ihm an, er könne die Summe auch in Raten von $25 pro Tag abzahlen. Da er auch dazu kein Geld hat, befindet sich Gendun Samten nun wegen Zahlungsversäumnis mit einem Urteil von 10 Jahren im Gefängnis von Jiri.

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